Fides nostra victoria

Fides nostra victoria

Dienstag, 6. März 2012

Der Kreuzweg unseres Herrn

Komm, liebe Christenschar,
Mit demutsvollem Herzen,
Hier stellet man dir dar
Des Heilands Todesschmerzen.
Bei jeder Station
Siehst du, was Gottes Sohn
Aus Lieb zu dir gelitten!
Bedenk's, eil' nicht davon!


~

Erste Station.
Das holde Angesicht
Der Wahrheit wird zerschlagen;
Vergessen aller Pflicht,
Hört man sie fälschlich klagen,
Der Lügner stolze Rott';
Und mit vereintem Spott
Verdammen Volk und Richter
Die Unschuld selbst zum Tod.
~
Zweite Station.
Des Blutes, der Wunden voll,
Gequält von Angst und Plagen
War Jesus - und er soll
Auf seinen Schultern tragen
Des Kreuzes schwere Last!
Sieh, wie er es umfasst
Und allen seinen Schäflein
Ein Beispiel hinterlasst.
~
Dritte Station.
Der harte Todesgang
Schwächt Jesus alle Glieder;
Der Weg ist rauh und lang,
Er fällt auf selbem nieder,
Bedenk es, lieber Christ,
Weil du auch Ursach' bist,
Dass Jesu Kreuzesbürde
so schrecklich drückend ist.
~
Vierte Station.
Ach, welche Stich' durchgehn
Die zartesten zwei Herzen,
Da sie einander sehn
In solchem Meer der Schmerzen!
Die Mutter samt dem Sohn
Trägt diesen bittern Hohn,
Statt treuer Gegenliebe,
Für ihre Lieb' davon. 
~
Fünfte Station.
Der Heiland klaget nicht,
Doch bald muss er erliegen;
Die Rotte siehts und spricht:
"Simon, du musst dich fügen;
Nimms Kreuz!" der edle Mann
Zeigt nun, was Liebe kann;
Er nahm, obschon verspottet,
Sich treu des Heilands an.
~
Sechste Station.
Das schönste Angesicht
Einst herrlicher als Sonnen,
Kennt man beinahe nicht:
Mit Blut ist's überronnen.
O Mensch, vergiss doch nicht
Dies heilge Angesicht,
Und Gottes Bild zu werden,
Sei deine liebste Pflicht.
~
Siebente Station.
Der Heiland hat stets Mut,
Den Kreuzweg fortzusetzen
Und jeden Schritt mit Blut
Und Tränen zu benetzen.
Die Größe seiner Huld
Und himmlischer Geduld
Nimmt zu und will bezahlen
Für uns die ganze Schuld.
~
Achte Station.
"O! Weinet über euch,"
Sprache Jesus, "Töchter, weinet,
Dass ihr in meinem Reich
Einst sündenfrei erscheinet.
Die Frevler werden nicht 
Entfliehen dem Gericht,
Das bald nach diesen Tagen
In diese Stadt einbricht."
~
Neunte Station.
Der Hügel naht heran,
Wo Jesus uns zum Guten
Für Feind, für jedermann
Sein Leben will verbluten.
Er bringt am Kreuzaltar
Sich selbst zum Opfer dar.
O Seele, denk, wie göttlich,
Wie groß die Liebe war!
~
Zehnte Station.
Vollendet ist zwar nun
Die lange Martersreise,
Doch nicht, um auszuruhn,
Die Feinde stehn im Kreise:
Mit Gall' vermischter Wein
Soll Jesu Labsal sein.
Man reißet ihm die Kleider
Vom Leib zu neuer Pein.
~
Elfte Station.
Die Mörder greifen an
Und werfen Jesus nieder
Aufs Kreuz und nageln dran
Mit Wut die wunden Glieder;
Die Nägel, scharf gespitzt,
Gehn tief, das Blut aufspritzt;
Dies litt, der jetzt zur Rechten
Bei seinem Vater sitzt.
~
Zwölfte Station.
Sein Herz durchsticht der Speer;
Es stirbt am Kreuz der Herr,
Durch den wir alle leben;
Die Felsen rings erbeben.
Es decket schwarze Nacht
Der Sonne Glanz und Pracht,
Und Erd' und Himmel trauern
Dem Herrn, der sie gemacht.
~
Dreizehnte Station.
Mariens Mutterherz,
Das vieles Leid empfunden,
Durchbohrt ein neuer Schmerz,
Da sie jetzt Jesu Wunden,
So viele, tief und groß,
Am Leichnam auf dem Schoß
Beschaut, und aus den Augen
Ein Strom von Tränen floss.
~
Vierzehnte Station.
Vollbracht ist nun die Bahn
Der Leiden, und die Frommen
Sieht man jetzt trauernd nahn,
Zum heilgen Leib sie kommen.
Ins neue Felsengrab,
Das fromm ein Jünger gab,
Legt man mit Dankestränen
Den Heiland sanft hinab.

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